Ernährung und Nachhaltigkeit im CJD Verbund Niedersachsen NW Hamburg

 

Es geht um die Gesundheit der uns anvertrauten Menschen

 

Unsere Küchen haben sich auf den Weg gemacht. Bis Sommer 2022 wollen alle Küchen in unserem Verbund 60 Schritte gehen, um ihr Angebot noch gesünder und nachhaltiger zu gestalten. Ziel ist, den uns anvertrauten Teilnehmern Speisen zu bieten, die sie sowohl fit für den Alltag machen als auch ihre Lebensgrundlagen in der Zukunft, nämlich Planet und Klima schützen. Das Klima wird vor allem geschützt, wenn die CO2-Emissionen durch die Produktion des Lebensmittels gering sind. Jedes eingesparte Kilogramm CO2 mildert den Klimawandel. Jedes eingesparte Kilogramm CO2 kann die durch den Klimawandel verursachte Hochwasserkatastrophen und Dürren lindern.

Ausgewogen und nachhaltig – interessanterweise gehen diese beiden Ziele bei der Ernährung oft Hand in Hand. Beispielsweise empfehlen die Deutsche Gesellschaft für Ernährung, DGE genannt, (https://www.dge.de/) und andere Ernährungsberater pflanzliche statt tierischer Fette. Verwendet werden sollten also Rapsöl und Olivenöl statt Butterschmalz und Sahne. Im Vergleich zu Butter haben pflanzliche Öle einen viel geringeren CO2-Fußabdruck, dafür mehr gesundheitsfördernde ungesättigte Fettsäuren. Der Austausch dieser Lebensmittel schützt also das Klima und die menschliche Gesundheit. Oder nehmen wir den Gemüse- und Fleischkonsum. Die DGE empfiehlt mindestens fünf Gemüse- und Obstportionen pro Tag. Den Fleischkonsum empfiehlt sie dagegen dringend zu reduzieren. Pro Woche sollten höchstens 300 g Fleisch und Wurst verzehrt werden. Der durchschnittliche Deutsche isst jedoch doppelt so viel Fleisch wie empfohlen. Gleichzeitig steht Fleisch an erster Stelle was CO2-Emissionen angeht. Große Folgekosten in der Fleischproduktion beziehen sich auch auf Land- und Wasserverbrauch, Regenwald-Rodungen oder soziale Ungerechtigkeit. Mehr dazu finden Sie im folgenden Artikel. Aus diesen Gründen haben sich unsere Küchen darauf verständigt, bis Sommer 2022 mindestens drei Mal in der Woche ausschließlich vegetarische oder vegane Menüs anzubieten.

Mit dem aktuellen Wissen über Klimawandel und zunehmende Erkrankungen bereits im Jugendalter (Adipositas, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, eingeschränkte physische Leistungsfähigkeit, Anorexia nerviosa), die mit einer Fehlernährung bzw. mit einem fehlenden gesunden Speisenangebot zusammenhängen, können wir nicht anders und wollen handeln. Nachhaltigkeit und Ausgewogenheit soll in unseren Mensen Gewicht bekommen. Folgen Sie uns!

Zum Weiterlesen:

Bas Kast, Der Ernährungskompass, C. Bertelsmann 2018

Berechne den CO2-Fußabdruck deiner Speisen: https://www.klimatarier.com/de/CO2_Rechner

 

Fleisch und Klimawandel

Fleischlastige Ernährung ist nicht nur ungesund, sondern sie befeuert auch den Klimawandel. Laut FAO 2013 verursacht die Viehzucht über die Hälfte aller CO2-Emissionen, die bei der Nahrungsmittelproduktion überhaupt anfallen, nämlich 57%. Um sich die Größenverhältnisse klar zu machen, hier ein Beispiel: Die größten Fleisch- und Milchfirmen der Welt verursachen mehr CO2 als ganz Deutschland. Obwohl jedoch die Fleischindustrie einen hohen CO2-Fußabdruck mit sich bringt, steuert das global produzierte Fleisch nur 37% zur Proteinversorgung der Weltbevölkerung bei und nur 18% zu ihrer Kalorienversorgung. Daraus folgt, dass Nutzen (Kalorien- und Proteinversorgung) und Aufwand (CO2-Emissionen) in einem ungesunden Verhältnis stehen.

Auf https://www.klimatarier.com/de/CO2_Rechner kann man sich z. B. individuell ausrechnen lassen, wie viel CO2 ein Lebensmittel für seine Produktion benötigt. Butter, Rindfleisch oder Fertiggerichte stehen ganz oben auf der Emissions-Skala, während saisonales und regionales Gemüse sowie Getreide im Allgemeinen einen niedrigeren CO2-Fußabdruck haben. Als Faustregel kann man sagen, dass ein veganes Gericht knapp 1 Kilogramm weniger CO2 mit sich trägt wie ein Fleischgericht (Durchschnitt der gängigen Fleischarten). Dieser große Fußabdruck tierischer Produkte entsteht durch den langen Produktionszyklus tierischer Produkte sowie durch die Ausscheidungen der Tiere. Zum einen emittieren Rinder durch ihre Verdauung große Mengen klimaschädlichen Methans. Zum anderen müssen sie getränkt und gefüttert werden. Der Futtermittelanbau verursacht wiederum CO2.

Daher haben tierische Produkte nicht nur einen hohen CO2-Fußabdruck, sondern ziehen weitere schwere Folgekosten nach sich. Der Futtermittelanbau verursacht einen hohen Landverbrauch mit damit verbundenen Wald-Rodungen. Außerdem ist ein hoher Wasserverbrauch, Tier-Leid und soziale Kosten mit der Fleischproduktion verbunden. Beispiel Landverbrauch: Fast 40% der weltweiten Feldfrucht-Produktion wird als Futtermittel für Tiere verwendet. Diese Feldfrüchte stehen dann nicht mehr zur Ernährung der Bevölkerung zur Verfügung. Durch die Knappheit der Feldfrüchte steigen die Preise. Preise, die sich manche Entwicklungsländer nicht mehr leisten können, um auf dem Weltmarkt Korn für ihre Bevölkerung einzukaufen. Hinzu kommt, dass die Anbauflächen für Futtermittel nicht unbegrenzt verfügbar sind. Also erfolgen gerade in Südamerika Regenwald-Abholzungen, um die Nachfrage nach Futtermittel befriedigen zu können. So kommt die Heinrich-Böll-Stiftung zum Schluss, dass der Sojaanbau für Tierfutter nach der Viehwirtschaft der zweitstärkste Verursacher von weltweiter Abholzung ist. Das berühmte Wissenschaftsmagazin Science veröffentlichte 2020 eine Studie mit dem Ergebnis, dass 20% aller Sojaexporte in die EU aus dem Amazonas- und brasilianischen Cerrado-Gebiet aus illegal abgeholztem Land stammt. Mit einem Rückgang der Wälder verschlechtert sich auch das Klima, die Biodiversität geht zurück und indigene Völker werden vertrieben. Unser Konsum von Fleisch und anderen tierischen Produkten steht in direktem Zusammenhang mit weltweiter Abholzung.

Auch ein hoher Wasserverbrauch geht mit der Produktion tierischer Produkte einher. Dieser ist im Allgemeinen höher als für pflanzliche Produkte. Während für die Produktion eines Kilogramms Rindfleisch über 15.000 Liter Wasser eingesetzt werden muss, sind dies bei Gemüse im Durchschnitt gute 300 Liter. Ähnlich wie beim Landverbrauch heißt es auch hier: das Wasser für die Fleischproduktion kann nicht mehr für die Produktion anderer, lebensnotweniger Lebensmittel wie Getreide und Hülsenfrüchte verwendet werden.

Tier-Leid und die schlechten Arbeitsbedingungen in Schlachtbetrieben sind aus den Medien hinreichend bekannt. Sie müssen hier nicht weiter ausgeführt werden. Wir können dem entgegensteuern, indem wir tierische Produkte aus artgerechter Haltung und fairem Handel kaufen.

Dieser Artikel soll tierische Produkte nicht verteufeln, sondern uns darauf hinweisen, wie kostbar sie sind und mit wie viel Folgekosten sie für uns produziert wurden. Genießen wir öfter vegetarische und vegane Gerichte und geben wir damit unseren Teil, diesen wunderschönen Planeten zu retten.